Aus aller Welt

Der Schlüssel zur ewigen Liebe

Rote Rosen und Pralinen sind von gestern: Wer es heutzutage ernst meint mit der Liebe, muss schon schwereres Geschütz auffahren. Verliebte hängen mit ihren Initialen gravierte Schlösser an Pfeiler und Brücken – auf, dass sie für immer zusammen gehören.

Am Eisernen Steg in Frankfurt am Main basiert die Tradition sogar auf einer ganz besonders romantischen Doppeldeutigkeit:  Die IMG_14691869 errichtete Brücke wurde im zweiten Weltkrieg komplett zerstört und wieder aufgebaut. Der Eiserne Steg hält also für die Ewigkeit, auch wenn er zwischendurch ein paar Schäden erleidet. Ähnliches erwarten diejenigen von ihrer Liebe, die ihre Schlösser an die Pfeiler hängen und die Schlüssel auf immer in den Main schleudern. Wer es sich anders überlegt, braucht entweder einen Bolzenschneider oder eine gute Taucherausrüstung. Für unsichere lohnt sich ein Zahlenschloss.

Zusammenbruch unter der Last der Liebe

Schon im ersten Weltkrieg sollen Verliebte in Vrnjacka Banja in Serbien Schlösser an die sogenannte Liebesbrücke gehängt haben. Später verbreitete sich der Brauch über Italien, weshalb auch der Ausspruch „Per Sempre“ (Für immer) beim Schmeißen des Schlüssels dazugehört.

Ähnliche Traditionen gibt es am Namsan Tower in Seoul/ Südkorea, auf der Chinesischen Mauer, auf der Kampasbrücke in Prag oder der Lushkow Brücke in Moskau. Die Franzosen mussten es mal wieder übertreiben mit der Romantik: Nachdem sie die Brücke Ponts des Arts in Paris über und über mit Schlössern behängten, stürzte sie teilweise unter der Last der Liebe zusammen.

9 Kommentare zu “Der Schlüssel zur ewigen Liebe

  1. Auf der Besucherplattform des Namsan Towers in Seoul gibt sie tatsächlich. Die Liebesbezeugung des Metallzeitalters. Früher mussten die dicken Bäume dafür herhalten; heute müssen eben Tower oder Brücken sein.
    Auf der genannten Plattform wurde ein Drama gedreht, das in China so erfolgreich war, dass etliche Chinesen diesen Drehort besuchten wollten. Es sind inzwischen soviele, dass sie in der langen Schlange warten müssen – da hätte doch eine heimische Brücke auch getan, oder?

    Achja, es gibt doch so viele Metalldiebe in Deutschland. Warum sind sie nicht auf die Idee gekommen, die Schlösser von den Brücken zu befreien? Ich meine, manche Brücken in Deutschland sind ja wirklich renovierungsbedürftig. Oder es wäre doch für die Picker-Freaks eine gute Gelegenheit eine Meisterschaft auf so einer Brücke auszutragen.
    😉

    • Da hast du den Metalldieben einen wirklich guten Tipp gegeben – allerdings bringt ihnen das doch bestimmt schlechtes Karma und ganz viel Pech in der Liebe, oder? 😛

      Ist der Tower in Seoul auch schon so überhangen wie die Brücke in Paris? Ja sicher könnten die Chinesen auch ihre eigene Brücke suchen, aber man vermutet das Glück halt immer in der Ferne, auch wenn man es vor der eigenen Haustür finden könnte 😉

      • Ich denke, dass die regelmäßig die Schlossbäume abmontieren. Es dürfen auch nicht so viele Menschen gleichzeitig auf den Tower. In Deutschland ist ja alles streng reglemtiert. Es ist einfach verboten und basta. Wie unromantisch… 😉

  2. Ich finde diesen Brauch ehrlich gesagt furchtbar. Und noch viel problematischer sehe ich das Bild von Liebe, was dahinter steckt.

    Ein Metallschloss hänge ich mir vor meine Kellertür, wenn ich Angst habe. Angst davor, dass da jemand unerlaubt eindringen könnte und mir etwas klauen könnte. Alles Sachen, die ich wirklich nicht mit Liebe zusammenbringen kann. Denn ich habe keine Angst meine Partnerin zu verlieren und möchte weder sie noch meine Gefühle vor der Welt wegsperren.

    Übrigens: Wir wissen alle, was stärker ist als Beton (und wahrscheinlich auch als Metall 😉 ). Ich schlage daher eine andere Metapher für die Liebe vor. Wie wäre es mit einer Pflanze? Die muss man hegen, pflegen, ihr ihren Raum lassen und kann sie nicht verbiegen.

    Finde ich schöner. Und schont die ganzen tollen alten Brücken 🙂

    LG, Nils

    • Hallo Nils,

      wow die Metapher mit der Pflanze finde ich echt schön 😉 Ich glaube es gibt doch auch schon so einen Brauch an Hochzeiten Bäume zu pflanzen?

      Sehr passend zu deiner Pflanzen-Metapher finde ich auch folgendes Zitat von Osho:
      “If you love a flower, don’t pick it up.
      Because if you pick it up it dies and it ceases to be what you love.
      So if you love a flower, let it be.
      Love is not about possession.
      Love is about appreciation.”

      –> Liebe soll man nicht einsperren, sondern wachsen lassen.

      Na ja, jedem gefällte eben etwas anderes. Ich denke die Schlösser sind auch deshalb so beliebt, weil man seine Liebe inklusive Namen in der Öffentlichkeit präsentieren kann… Hast du dafür noch eine andere schöne Idee?

      Viele Grüße
      Beatrice

      • Heyy Beatrice,

        ja, von dem Brauch habe ich auch schon gehört 🙂
        Das Zitat gefällt mir gut, ich glaube, dass fast alle Menschen in unserer Gesellschaft noch Schwierigkeiten mit dem Besitzdenken in Beziehungen habe. Das kann für unglaublich viele Probleme sorgen und ohne ist es definitiv schöner 🙂

        Daher könnte ich jetzt pingelig und psychologisch sagen, dass das Bedürfnis, Liebe und damit auch die Beziehung öffentlich zu machen, eine Art Commitment, also eine Art Selbstverpflichtung sein kann, um die als unsicher empfundene Beziehung irgendwie sicherer zu machen.

        Dann greift wieder das Paradoxon mit dem Loslassen: Wenn du deinen Partner möglichst lange behalten willst, dann lasse ihn los und gib ihm die Freiheit, jederzeit zu gehen 🙂

        Trotzdem gilt natürlich: Jedem das seine. Meine Interpretation trifft bestimmt oft zu, aber ist gleichzeitig auch eine Verallgemeinerung…

        LG, Nils

      • Hallo Nils,

        ich stimme dir zu, dass man einen Partner nicht einengen sollte und das man Freiheit braucht, um langfristig zusammen zu bleiben.

        Andererseits kann es doch auch etwas Schönes sein, seine Beziehung und damit seine Entscheidung für einen Partner öffentlich zu machen und irgendwo zu manifestieren. Das muss ja nicht unbedingt heißen, dass man sich öffentlich selbst verpflichten möchte, weil man unsicher ist (das wäre dann schon ein bisschen traurig), sondern kann ja auch ein stolzes „Hurra, wir haben uns gefunden“ sein. 🙂

        Ich denke persönliche Freiheit ist sehr wichtig, aber wenn man etwas gefunden hat, das einem gefällt möchte man es ungern teilen / hergeben / verlieren /verheimlichen. Genau da setzt meine Frage an: Wie definierst du Beziehung ohne Besitzdenken? 😉

        Viele Grüße
        Beatrice

      • Heyy Beatrice,

        was für den einen schön ist, ist für den anderen fürchterlich. Da sind menschliche Bedürfnisse und Vorlieben sehr verschieden. Ich kann also nur schreiben, wie ich persönlich das sehe 🙂

        Und da sehe ich für mich das Bedürfnis, etwas für mich alleine haben zu wollen tatsächlich sehr kritisch. Die Pflanze sperre ich ja auch nicht in den Keller 😉

        Daher lautet meine Definition von Beziehung:
        Ich mache was ich will und mein Partner macht was er (sie) will. Wenn wir dann beide dabei rauskommen, eine schöne Zeit miteinander zu verbringen, dann ist das eine sehr schöne Sache.

        De facto sieht meine Beziehung aus, wie viele andere. Aber ich glaube, dass unsere Einstellung zum Thema schon etwas von der Norm abweicht. Die Norm funktioniert allerdings auch meistens nicht so gut 🙂

        Ich kann nur empfehlen, sich intensiv mit den eigenen Einstellungen zum Thema auseinander zu setzen. Wir sind da stark von unserer Sozialisation, also von Erziehung, Medien und erweitertem sozialen Umfeld beeinfluss und vergessen darüber oft unsere eigenen Bedürfnisse…

        LG, Nils

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