Ein Ort zum Träumen: Claude Monets Ziergarten in Giverny diente dem Impressionisten als Motiv und Inspiration. Heute können Besucher zwischen Sonnenblumen und Seerosen wandeln. (Foto: Palagret NC SA 2.0)
Jedes kleine Teenagermädchen träumt manchmal von der eigenen Hochzeit in ferner Zukunft. Meine Freundin schwärmte von aufgeschüttetem Sand und Urlaubscocktails vor ihrer Heimatkirche. Meine Trauung hingegen fand immer in Claude Monets Garten statt: Auf der kleinen Brücke über dem Seerosenteich würden wir stehen und uns das Ja-Wort geben. Mit meinem bodenlangen Kleid und dem weißen Sonnenschirm schienen wir mehr einem Gemälde entsprungen, als Wirklichkeit zu sein.
Frauen auf Blumenwiesen
Doch so abwegig war es gar nicht, meine Romantik ausgerechnet an diesen Platz auf der weiten Welt zu lenken: Claude Monets Garten war schon immer ein Ort zwischen Traum und Wirklichkeit. Dem Künstler selbst diente der Garten als Inspirationsquelle und Ruhepol. Die meisten seiner Werke sind hier entstanden und viele Motive des Künstlers spiegeln das paradiesischen Kleinod seines Gartens in Giverny. Genauso verklärt wie dieser Garten sind die Gemälde des Künstlers. Mit Vorliebe malte er spiegelnde Wasseroberflächen, Segelboote und Frauen in langen
Leinenkleidern und breiten Sonnenhüten, die mit wehendem Haar auf Blumenwiesen spazieren gehen. Immer sind seine Werke ein wenig verträumt, immer ein wenig verschwommen, immer ein wenig unklar. Sein Bild „Impression -soleil levant“ (zu Deutsch: Impression – Sonnenaufgang) ist sogar Namensgeber für eine ganze Stilrichtung: Der vor 150 Jahren in Frankreich entstandene Impressionismus setzt vor allem auf die Darstellung von Atmosphäre. Die Bilder wirken wie Momentaufnahmen und arbeiten mit hellen lichtdurchflutete Farben.
Ein Leben für die Kunst
Wer sich Claude Monets Biographie anschaut, erkennt den Künstler als Träumer, der sich nie wirklich der Gesellschaft anpasste: 1860 geht er als 19-Jähriger zum Kunststudium nach Paris. Er weigert sich entgegen dem Wunsch des Vaters die Staatliche Hochschule der Schönen Künste zu besuchen. Stattdessen bewegt er sich in Kreisen von alternativen Künstlerkolonien und freien Kunstschulen. Ebenfalls entgegen dem Willen der Familie heiratet Monet Camille, eine Frau aus einfachen Verhältnissen, mit der zwei Söhne bekommt. Als impressionistischer Künstler erhält er zu dieser Zeit kaum gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung für seine Werke – und muss sich Geld von Familie
und Freunden leihen, um zu überleben. Als Camille mit 32 Jahren stirbt ist Monet am Tiefpunkt. Erst in seinen Vierzigern verbessert sich seine Situation: er kann einige seiner Werke verkaufen und zieht mit seiner zweiten Frau Alice nach Giverny, etwa 70 Kilometer von Paris. Hier widmet er sich ganz der Malerei und seinem Garten: Aus aller Welt kauft er seltene Blumen und Pflanzen und erschafft sich seine eigenes kleines Paradies samt Malvorlage für seine Bilder. Allein für die Pflege der Seerosen soll er einen eigenen Gärtner beschäftigt haben.
Auch ich habe meine Schwester mal vorsorglich gefragt, ob sie mich monatlich mit einem Betrag unterstützen würde, damit ich in Ruhe am Strand sitzen und Gedichte schreiben kann. Dummerweise hat sie NEIN gesagt – aber noch ist nach mir auch keine Stilrichtung benannt. Da ist die Hochzeit auf der japanischen Brücke über dem Seerosenteich doch wahrscheinlicher.
Giverny, Frankreich:
Claude Monets Garten liegt in dem kleinen Dorf Giverny, etwa 70 Kilometer von Paris. Giverny zählt etwa 500 Einwohner und ist von Weinbergen umgeben. Der Garten und das Wohnhaus Monets können besichtigt werden.
Karte: © OpenStreetMap-Mitwirkende CC BY-SA
Öffnungszeiten:
Ende März bis Anfang November
täglich: 9.30 Uhr bis 18 Uhr
Adresse:
84 Rue Claude Monet, 27620 Giverny, Frankreich
+33 2 32 51 28 21
http://fondation-monet.com/en/
Das Orangeriemuseum in Paris ist zu einem echten Mekka für Kenner der impressionistischen Kunst geworden. Der Hauptstolz des Museums ist die ovale Halle, die dem großen Claude Monet mit seinen Seerosen vorbehalten ist. Hier können Sie die Schönheit von acht riesigen Seerosen-Tafeln genießen, die der Meister im letzten Jahrzehnt seines Lebens gemalt hat. Der Kurator des Museums nennt diesen Saal „die Sixtinische Kapelle des Impressionismus“. Siehe auch hier: https://www.kunstbilder-galerie.de/kunstdrucke/kuenstler-claude-monet.html